Onboarding: Konzept, Phasen & Tipps

Onboarding: Konzept, Phasen & Tipps

In einem Arbeitsumfeld, das von einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und einem intensiven Wettbewerb geprägt ist, genügt es nicht mehr, neue Mitarbeitende lediglich zu rekrutieren. Der erste Eindruck und der Einstieg ins Unternehmen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Bindung von Talenten. Die Bezeichnung „Onboarding“ steht für den Prozess der Einführung und Integration neuer Mitarbeiter in das Unternehmen. Er umfasst weit mehr als nur die erste Einarbeitungswoche und legt den Grundstein für Motivation, Identifikation und Produktivität. Ein gelungenes Onboarding sichert nicht nur die schnelle Orientierung, sondern vermittelt auch Werte und Kultur und stärkt so die Beziehung zwischen neuen Mitarbeitenden und Arbeitgeber. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte des Onboardings: von der Definition über den Ablauf bis zu den Zielen. Zudem geben wir praxisnahe Tipps für Unternehmen.

Wann beginnt das Onboarding?

Der Onboarding-Prozess beginnt nicht erst mit dem ersten Arbeitstag. Bereits während des Bewerbungsprozesses und nach Vertragsunterzeichnung kann der Prozess starten, beispielsweise durch Willkommensnachrichten, erste Informationen und Einladungen zu Kennenlernterminen. Durch das frühe Einbinden neuer Mitarbeitenden wird Vorfreude geschaffen und eine positive Candidate Experience gewährleistet.

Warum ist Onboarding so wichtig?

Ein strukturiertes Onboarding steigert die Produktivität neuer Mitarbeitender, reduziert Fehlzeiten und bindet Mitarbeitende deutlich stärker an das Unternehmen. Gerade im Wettbewerb um Talente ist ein positives Onboarding-Erlebnis von Vorteil. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die gut integriert werden, dem Unternehmen länger treu bleiben und motivierter sind.

Bewerbungsablauf

Das Onboarding ist kein isolierter Prozess, sondern eng mit dem gesamten Bewerbungsablauf verknüpft, der wiederum ein wichtiger Bestandteil des HR-Managements ist. Es beginnt nicht erst am ersten Arbeitstag. Es startet bereits unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung. Teilweise startet es sogar schon während der letzten Phasen der Bewerbungsphase. Ein gut strukturierter Bewerbungsablauf bildet somit die Grundlage für ein erfolgreiches Onboarding und sorgt dafür, dass neue Mitarbeitende sich von Anfang an wertgeschätzt und eingebunden fühlen.

Ein typischer Bewerbungsprozess mit Einbindung des Onboardings sieht in der Regel wie folgt aus:

1. Stellenausschreibung und Bewerbung:

Eine Stellenanzeige wird von Unternehmen veröffentlicht und es werden Bewerbungen erhalten. Die Bewerber prüfen das Angebot und entscheiden, ob sie sich bewerben möchten.

2. Auswahlverfahren und Interviews:

Nach Prüfung der Bewerbungen folgen in der Regel mehrere Interviewrunden, in denen sowohl die fachlichen Qualifikationen als auch die kulturelle Passung geprüft werden.

3. Vertragsangebot und Annahme:

Nach erfolgreicher Auswahl wird dem Bewerber ein Vertragsangebot mit allen relevanten Informationen zur Verfügung gestellt. Die Annahme durch den Kandidaten führt zur Entstehung einer vertraglichen Bindung.

4. Preboarding – Beginn des Onboardings vor dem ersten Arbeitstag:

Das Onboarding startet mit dem sogenannten Preboarding direkt nach Unterzeichnung des Vertrags. In dieser Phase erhalten neue Mitarbeitende erste wichtige Informationen zum Unternehmen, zum Arbeitsbeginn, zur Einarbeitung und zu organisatorischen Abläufen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Willkommensschreiben oder E-Mails
  • Zusendung von Mitarbeiterhandbüchern oder Firmenbroschüren
  • Vorbereitung von IT-Zugängen und Arbeitsmitteln
  • Einladung zu ersten virtuellen oder persönlichen Kennenlernterminen
  • Informationen zur ersten Arbeitswoche und zum Ablauf

 

Ziel des Preboardings ist es, Unsicherheiten abzubauen, Vorfreude zu erzeugen und den Start im Unternehmen zu erleichtern.

5. Erster Arbeitstag und Einarbeitung:

Die eigentliche Orientierung und Einarbeitung beginnt am ersten Arbeitstag, entweder vor Ort oder digital. Die neuen Mitarbeitenden werden dem Team vorgestellt und erhalten wichtige Einweisungen zu Abläufen und Sicherheit. Anschließend starten sie mit den ersten fachlichen Aufgaben. Diese Phase ist Teil des operativen Onboardings, das sich über mehrere Wochen bis Monate erstrecken kann.

Wie lange dauert das Onboarding?

Die Dauer des Onboardings variiert stark je nach Branche, Position und Unternehmensgröße.

Typisch sind:

  • Kurze Onboarding-Programme: 1 bis 3 Monate
  • Umfassende Programme: 6 bis 12 Monate

 

Das Onboarding ist erst abgeschlossen, wenn die Mitarbeitenden vollständig eingearbeitet und integriert sind.

Onboarding Phasen und Ablauf

Ein gelungenes Onboarding ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein mehrstufiger Prozess, der neue Mitarbeitende systematisch in das Unternehmen integriert. Dieser Prozess umfasst verschiedene aufeinander aufbauende und zusammenwirkende Phasen, die eine optimale Eingliederung gewährleisten. Eine klare Struktur und sorgfältige Planung jeder Phase ist entscheidend, damit sich neue Mitarbeitende vom ersten Kontakt an willkommen fühlen, schnell produktiv werden und langfristig motiviert bleiben.

Im Weiteren präsentieren wir die charakteristischen Stadien der Einarbeitung detailliert und demonstrieren, welche Vorgehensweisen und Themen in den entsprechenden Phasen empfehlenswert sind.

1. Preboarding (zwischen Vertragsabschluss und Arbeitsbeginn):

Das Preboarding ist die erste Phase des Onboardings und startet direkt nach Unterzeichnung des Vertrags. In dieser Phase wird versucht, den neuen Mitarbeitenden den Einstieg so angenehm wie möglich zu gestalten und bereits vor dem ersten Arbeitstag eine positive Bindung zum Unternehmen aufzubauen.

Wichtige Maßnahmen im Preboarding sind:

  • Willkommenskommunikation: Persönliche Begrüßungsmails oder -briefe, die dem neuen Teammitglied das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein. Auch kurze Vorstellungsvideos oder Einladungen zu virtuellen Meet-and-Greets können dazugehören.
  • Vorbereitung der Arbeitsmittel: Organisation und Versand von Arbeitsmaterialien wie Laptop, Firmenhandy, Zugangskarten oder Software-Lizenzen. Die Einrichtung von IT-Zugängen und E-Mail-Konten ist ebenso wichtig.
  • Informationen zum Ablauf: Es werden wichtige Informationen weitergegeben, die für den ersten Arbeitstag relevant sind. Dazu gehören Ansprechpartner, die Regeln für die Kleidung sowie die Parkmöglichkeiten.
  • Erste Kontakte: Es werden informelle Online-Chats oder Treffen mit zukünftigen Kolleginnen und Kollegen organisiert, um die soziale Bindung frühzeitig zu fördern.

 

Ein strukturiertes Preboarding hilft neuen Mitarbeitenden, sich gut vorbereitet und mit dem Unternehmen verbunden zu fühlen. Dadurch wird die Nervosität vor dem ersten Tag gemindert.

2. Orientierung (erster Arbeitstag bis 1. Woche):

Die Orientierungsphase erstreckt sich über den ersten Arbeitstag und die darauffolgende Woche. In dieser Zeit stehen vor allem die Einführung in die Organisation und das Kennenlernen des Teams im Mittelpunkt.

Wichtige Schritte in dieser Phase sind:

  • Einführung ins Team: Es folgt eine persönliche Vorstellung beim direkten Team und in den angrenzenden Abteilungen.
  • Organisatorisches: Klärung aller administrativen Fragen, wie Sicherheitsbelehrungen, Datenschutzschulungen, Einführung in die IT-Systeme, Erklärung der Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen.
  • Unternehmenskultur: Vermittlung von Werten, Leitlinien und Verhaltensregeln, die das tägliche Miteinander prägen.

 

In dieser Phase gewinnen neue Mitarbeitende einen ersten umfassenden Überblick und fühlen sich als Teil des Teams wahrgenommen.

3. Einarbeitung (erste Wochen bis Monate):

In der Einarbeitungsphase beginnt die fachliche Integration. Neue Mitarbeitende lernen ihre konkreten Aufgaben und Verantwortlichkeiten kennen und werden schrittweise eingearbeitet.

Typische Inhalte sind:

  • Fachliche Schulungen: Die Teilnahme an internen Trainings, Workshops oder externen Seminaren dient dem Erwerb des notwendigen Wissens und der erforderlichen Kompetenzen.
  • Einarbeitung in Aufgaben: Die Begleitung erfolgt durch erfahrene Kolleginnen oder Vorgesetzte. Das Gelernte wird in der Praxis angewendet und es werden erste eigenständige Tätigkeiten übernommen.
  • Rückfragen und Unterstützung: Regelmäßige Feedbackgespräche, um den Fortschritt zu besprechen und Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren.

 

Diese Phase dauert je nach Komplexität der Aufgaben und Position mehrere Wochen bis Monate und ist entscheidend für die nachhaltige Produktivität.

4. Integration (bis zu einem Jahr):

Die Integrationsphase umfasst die langfristige Begleitung neuer Mitarbeitender und geht über die fachliche Einarbeitung hinaus. Das Ziel besteht darin, die soziale Eingliederung zu festigen und die Bindung an das Unternehmen zu stärken.

Wichtige Aspekte sind:

  • Soziale Eingliederung: Der Zusammenhalt wird durch Teamevents, regelmäßige Meetings und informelle Austauschmöglichkeiten gefördert.
  • Feedbackgespräche: Es finden strukturierte Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften statt, in denen die Entwicklung reflektiert, Zielvereinbarungen getroffen und Fragen oder Probleme geklärt werden.
  • Weiterentwicklung: Planung von Karrierepfaden, Weiterbildungsangeboten und Übernahme von Verantwortung.

 

Eine gelungene Integration sorgt dafür, dass Mitarbeitende sich mit dem Unternehmen identifizieren, engagiert bleiben und so langfristig zum Unternehmenserfolg beitragen.

Ziele des Onboardings

Onboarding verfolgt vielfältige Ziele, die sich in kurzfristige und langfristige Ziele unterteilen lassen:

Kurzfristige Ziele Langfristige Ziele
  • Schnelle Orientierung und Einarbeitung
  • Klare Erwartungen und Rollenverständnis
  • Aufbau erster sozialer Kontakte
  • Sicherstellung notwendiger Arbeitsmittel
  • Langfristige Bindung und Mitarbeiterzufriedenheit
  • Stärkung der Unternehmenskultur
  • Förderung von Engagement und Motivation
  • Verringerung von Fluktuation und Fehlzeiten

Checkliste für Unternehmen: Erfolgreiches Onboarding

Damit sich neue Mitarbeitende von Anfang an wohlfühlen, schnell produktiv werden und langfristig an das Unternehmen gebunden sind, ist ein strukturiertes und gut geplantes Onboarding entscheidend. Damit im Einarbeitungsprozess kein wichtiger Schritt vergessen wird, ist eine übersichtliche Checkliste hilfreich, die alle wesentlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar definiert.

Im Folgenden finden Sie eine praktische Checkliste, die Sie dabei unterstützt, den Onboarding-Prozess systematisch und effizient umzusetzen – vom Preboarding bis zur Integration:

  • Onboarding-Prozess schriftlich dokumentieren
  • Verantwortlichkeiten klar definieren
  • Frühzeitige Kommunikation (Preboarding) sicherstellen
  • Willkommenspaket (z. B. Unternehmensinfos, Arbeitsmittel) vorbereiten
  • Einarbeitungsplan mit klaren Zielen erstellen
  • Regelmäßige Feedbackgespräche einplanen
  • Integration ins Team fördern (z. B. Patenschaften, Team-Events)
  • Schulungen und Weiterbildungen organisieren
  • Digitale Tools für Onboarding nutzen

Tipps & Tricks für ein gelungenes Onboarding

Der Einsatz kleiner, durchdachter Maßnahmen und bewährter Vorgehensweisen hilft bei der Gestaltung eines angenehmen und effektiven Einstiegs. Im Folgenden finden Sie wertvolle Tipps und praktische Tricks, mit denen Sie Ihr Onboarding optimieren und neue Mitarbeitende nachhaltig begeistern können.

  • Starte das Onboarding vor dem ersten Arbeitstag mit persönlicher Ansprache.
  • Nutze digitale Plattformen für einen strukturierten Ablauf und Wissensaustausch.
  • Integriere das Team frühzeitig, z.B. durch Einladungen zu Meetings und sozialen Events.
  • Sorge für klare Kommunikation über Erwartungen, Aufgaben und Ziele.
  • Führe regelmäßige Feedbackrunden ein, um auf Bedürfnisse einzugehen.
  • Setze auf einen Onboarding-Paten oder Mentor für persönliche Unterstützung.

Fazit

Onboarding ist weit mehr als eine Formalität: Es ist ein strategischer Prozess, der neue Mitarbeitende willkommen heißt, in das Unternehmen integriert und motiviert. Ein professionelles Onboarding zahlt sich durch höhere Mitarbeiterzufriedenheit, bessere Leistung und eine langfristige Bindung aus. Unternehmen, die Onboarding systematisch gestalten und leben, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Kampf um Talente.

FAQs

Was bedeutet Onboarding genau?

Onboarding bezeichnet die strukturierte Einarbeitung und Integration neuer Mitarbeitender ins Unternehmen.

Wann sollte Onboarding beginnen?

Idealerweise bereits nach Vertragsunterzeichnung mit dem Preboarding und nicht erst am ersten Arbeitstag.

Wie lange dauert ein Onboarding?

Die Dauer ist abhängig von der Position und liegt zwischen einem Monat und einem Jahr.

Warum ist Onboarding wichtig?

Weil es die Bindung, Produktivität und Motivation neuer Mitarbeitender deutlich verbessert.

Welche Tools helfen beim Onboarding?

Digitale Plattformen für E-Learning, Checklisten-Apps und Kommunikations-Tools unterstützen den Prozess.